Der Ukrainekrieg und die fatalen Fehler des westlichen Systems

Das nicht diagnostizierte Malignom im Zentrum unseres Systems liegt jetzt offen zutage

von Alex Krainer

An den zunehmend zusammenhanglosen Äußerungen westlicher Politiker können wir erkennen, dass sie wegen der bevorstehenden ukrainischen Kapitulation vor Russland in völliger Panik sind: das ist die Überraschung, die sie nicht erwartet haben. Wie wichtig war die ukrainische Figur auf dem geopolitischen Schachbrett der westlichen Mächte? Vergangenen April gab der polnische Präsident Mateusz Morawiecki in einer TV-Ansprache seine Gedanken preis, als er sagte:

„Wenn wir die Ukraine verlieren, dann werden wir für Jahrzehnte die Welt verlieren. Eine Niederlage der Ukraine könnte der Anfang vom Ende des Goldenen Zeitalters des Westen sein.“

Übrigen wurde seine Äußerung im Nachhinein in den meisten Medien glatt gebügelt, indem sie die Äußerung so hinstellten: „… werden wir für Jahrzehnte den Frieden verlieren.“ In einigen slawischen Sprachen bedeutet das Wort „Mir“ sowohl „Welt“ als auch „Frieden“, aber Morawiecki redete nicht über den Verlust des Friedens, sondern über das Ende der westlichen Vorherrschaft in Weltangelegenheiten. Aus Sicht der Oligarchen des Westens könnte der Einsatz in der Ukraine nicht hoch genug sein. Da sie so mächtig und gescheit sind, sollten sie diesen Kampf doch gewinnen, oder? Nun…

Wir haben noch für zwei Tage trockenes Pulver…

Nach zwei Jahren der russischen SMO (Special Military Operation) ist nun klar, dass Russland gewinnt und die Ukraine jetzt durch und durch kaputt ist. Trotz all der nuklearen und umfassenden Handelssanktionen gegen Russland und der vollen Unterstützung der Ukraine durch die westlichen Alliierten, sowohl bei finanzieller, humanitärer und militärischer Hilfe. Die NATO hat sich praktisch selbst entwaffnet, um der Ukraine Waffen und Munition zu liefern.

Vergangenen November hat der CDU Politiker Johann Wadepuhl zu Medien gesagt, dass die Kampfkraft der Bundeswehr durch den andauernden Nachschub an Material und Waffen an Kiew ernstlich geschwächt wurde: „Wichtige Truppeneinheiten können im Gefecht höchstens zwei Tage Stand halten. Und das ist alles in allem eine katastrophale Erkenntnis.“ Andere NATO-Länder sind wahrscheinlich in keiner besseren Verfassung, unabhängig von dem fortgesetzten kindlichen Gequatsche darüber, dass die Ukraine 50% der russischen Militärmacht zerstört habe, 50% des von Russland gehaltenen Gebiets zurückerobert habe, all das mit wenig finanziellem Aufwand für die Verteidigungsbudgets des Westens usw.

Der Westen kann 10 Mal so viel ausgeben wie Russland? Schön wär’s….

Eines der Hauptargumente, das bei den wahren Gläubigen des Westens die Runde macht, lautet, dass wir Russland bei den Militärausgaben um den Faktor 10 voraus sind. Das mag stimmen, aber was diese Ausgaben tatsächlich kaufen können, ist eine ganz andere Frage. In der Tat, wir müssten zehn mal mehr ausgeben als Russland, nur um – gerade so – Schritt zu halten. Zum Beispiel ist eines der größten Probleme der westlichen Militärs ihre Munitionsbeschaffung.

Wie die New York Times letzten September berichtete, produziert Russland mindestens sieben mal mehr Munition als die USA und die westlichen Alliierten zusammen, und das zu Kosten, die in Zehntel der westlichen Hersteller betragen. So kostet eine russische 152mm Granate etwa $600, die NATO muss für jede 155mm Granate zwischen $6.000 und $8.000 verbuchen.

Russland ist nicht nur in Bezug auf reine Produktionsvolumen weit vorne, sondern auch in Bezug auf Innovation, Qualität und allgemeiner Effektivität. Ihr Arsenal deckt ein sehr breites Spektrum an Waffen ab, von ultra-schlauen, hochpräzisen Hyperschallraketen, den effektivesten Luftverteidigungssystemen der Welt und billigen, aber tödlichen Drohnen, bis zu alltäglichem Zeug wie Feldartillerie und reichlich Munition, um monatelang rund um die Uhr zu feuern.Gleichzeitig verlassen sich die USA und die NATO immer noch auf alte Waffensysteme, die in den 1990ern modern waren, die aber heute zum großen Teil obsolet sind.

Zweck-gesteuerte und Profit-gesteuerte Systeme: Kein Vergleich

In einer superben und wichtigen Analyse, die die National Defense Industrial Strategy (NDIS) des US Verteidigungsministeriums erwähnt, zerlegt der ehemalige Marine und Militäranalyst Brian Berletic viele der Gründe, warum der kombinierte Westen nun eindeutig den Rüstungswettlauf verliert, nicht nur gegen Russland, sondern auch gegen China. Er weist auf den Schlüsselunterschied hin: Während Russlands Verteidigungsindustrie Zweck-gesteuert ist, so ist die des Westens Profit-gesteuert.

Der militärisch-industrielle Komplex des Westens ist umfänglich auf Gewinnerzielung ausgelegt, was ein perverses System aus Anreizen erzeugt, das den Output auf mehr als eine Art ineffektiv macht. Zunächst einmal: Die privaten Rüstungsvertragspartner des Westens sind aggressiv auf Gewinn aus, was dazu führt, dass die Bevorratung nötiger Materialien und Reserveproduktionskapazitäten jenseits der normalen Beschaffungsbedürfnisse eliminiert wurden. Das Ergebnis ist, dass sie keine Notkapazitäten haben, um die Produktion als Antwort auf dringliche Bedürfnisse „Nationaler Sicherheit“ hochzufahren.

Im Bett mit den „Feinden“

Profitmotive haben die westliche „Verteidigungsindustrie“ auch dazu gebracht, einen großen Teil der Produktion ihrer kritischen Komponenten in Länder zu verlagern, in denen die Arbeitskosten niedriger sind. In vielen Fällen sind diese Länder zufälligerweise Gegner der Vereinigten Staaten. Mit anderen Worten, die USA haben ihre „Nationale Sicherheit“ von ihren erklärten Feinden abhängig gemacht. Letztes gab der CEO von Raytheon, Greg Haynes, zu, dass sich Raytheon auf einige Tausend Lieferanten in China verlässt.

Ein Beispiel: Der Triebwerkslieferant Pratt & Whitney und der Spezialist für Avioniksysteme Collins Aerospace haben um die 2.000 direkte Angestellte in China. Haynes gab zu, dass „wenn wir aus China aussteigen müssten, dann würde es viele, viele Jahre dauern, um diese Kapazitäten ins Inland oder an befreundete Länder zu holen.“ Am wichtigsten vielleicht: Westliche Waffenproduzenten haben ihre Belegschaften verringert und Investitionen in ihre Ausbildung und Bildung zusammengestrichen.

Die nicht diagnostizierte Bösartigkeit

Ich wiederhole: Das sind keine kleinen, unwichtigen Fragen: Es steht sehr viel auf dem Spiel! Auch wenn sie danach streben, ihre dominante geostrategische Position in der Welt zu halten, haben die westlichen Mächte ihre eigenen Fähigkeiten kannibalisiert, um diese Position durchzusetzen und zu verteidigen. Die unausweichliche Schlussfolgerung ist, dass es im westlichen Regierungsmodell einen tiefen und systemischen Fehler gibt.

Generationenlang wurden wir alle erzogen, am Altar des privaten Kapitals zu beten, dem ungezügelten Gewinnstreben für das größere Wohl der Aktieninhaber, wie Milton Friedman in seinem Aufsatz von 1970 mit dem Titel „The Social Responsibility of Business is to Increase its Profits“ argumentierte. Keine andere Betrachtungsweise darf die Entwicklung der Produktion und die Verteilung von Gütern und Dienstleistungen formen, sonst schreit jemand „Sozialismus!“ Schlimmer noch, man hat uns davon überzeugt, dass das ungezügelte Streben der Individuen zu ihren eigenen Interessen irgendwie automatisch und magisch zum besten Ergebnis für die gesamte Gesellschaft führt.

Wie sich herausstellt, waren diese Gedanken die egoistischen Wahngebilde der besitzende Klasse, und sie haben den fatalen Fehler in ihrem eigenen System ausgebrütet und sie zerbrechlich und schwach gemacht. Dieser Makel hat sich zu einer nicht diagnostizierten Bösartigkeit entwickelt, denn es hat jene Interessen, die unseren militärisch-industriellen Komplex und andere Schlüsselindustrien besitzen (die großen Banken, Big Tech, das Agro-Business und Big Pharma), extrem reich werden lassen. Und sie haben sich tief in die Machtnetzwerke der Gesellschaft eingegraben. Und so sind sie gewachsen und völlig resistent gegen jede Einschränkung ihrer außergewöhnlichen Privilegien, selbst wenn klar wird, dass sie ihre Länder in die Zerstörung treiben.

Sie haben keine Wahl mehr…

In seinem Buch „Time to Start Thinking“ bezieht sich Edward Luce auf eine Strategiesitzung 2011 in der National Defense University mit 16 hochrangigen US-Militärs. Ihre Schlussfolgerung lautete:

Das Fenster für Amerikas Hegemonie schließt sich. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir noch die Wahl haben. Bis 2021 werden wir keine Wahlmöglichkeiten mehr haben. … Die USA sind viel zu sehr von ihrem Militär abhängig und sollten ihren ‚globalen Fußabdruck‘ drastisch reduzieren, indem sie alle Kriege, vor allem in Afghanistan, beenden und in Friedenszeiten Militärbasen in Deutschland, Südkorea, Großbritannien und anderswo schließen… All dies ist ein Mittel zum Zweck, nämlich zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen Vitalität Amerikas. … Unser Ziel Nr. 1 sollte die Wiederherstellung von Amerikas Wohlstand sein. Deshalb empfehlen wir dem Pentagon, seinen Haushalt um mindestens 20% zu kürzen … Der größte Teil der Einsparungen würde für zivile Prioritäten wie Infrastruktur, Bildung und Auslandshilfe ausgegeben werden. … Niemand hier glaubt, dass sich die Politik in dieser Stadt über Nacht ändern wird; wir sagen nur, dass wir in Schwierigkeiten sind, wenn sie es nicht tun. Hier geht es nicht um Ideologie, sondern darum, zu verstehen, wo wir als Land stehen.“

In der Tat, das war 2011, vor mehr als 12 Jahren. Natürlich wurde dies Warnung ignoriert und keine Kurskorrektur zugelassen. Die Bösartigkeit hat Amerikas Wohlstand aufgezehrt, um selbstzerstörerische militärische Abenteuer rund um die Welt zu verfolgen. In der Natur schwächt und tötet diese Art von Malignom seinen eigenen Wirt. Jetzt wird einer zunehmenden Anzahl von Menschen im Westen klar, dass dies die Richtung unserer Gesellschaft ist und dass die Klasse unserer Besitzer nur einen Weg kennt, um komplexe Herausforderungen anzugehen: noch stärker aufs Gaspedal drücken.

aber wir haben (Wahlmöglichkeiten) !!!

Für den Rest von uns, wir müssen die Ruinen, die sie uns hinterlassen, wirklich besser neu aufbauen. Nur, wir müssen das auf eine andere Art machen als sie für uns geplant haben. Das muss die Morgendämmerung sein für ein Denken, eine Kreativität und ein Zusammenkommen in Liebe und Glauben an uns selbst. Ich würde es dabei belassen, aber oft kommt die Frage auf: Was können wir tun?

Lernt die Wahrheit und sprecht sie aus – offen und kühn. Lehnt die Furcht und die Lügen ab, die sie in unsere Richtung werfen. Verweigert jeden Gedanken daran, dass wir losziehen und irgendeinen äußeren Feind bekämpfen sollen, um unsere Welt geradezubiegen. So wie es Napoleon Bonaparte gesagt hat: Kriege geschehen, wenn uns die Regierung sagt, wer der Feind ist. Revolutionen geschehen, wenn wir es selbst herausfinden.

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